Reale Geschichte als Lehrmeister
Josef Schleifstein
Wer die beiden größten Niederlagen der europäischen Arbeiterbewegung im 20. Jahrhundert, den Aufstieg des Faschismus zur Staatsmacht und den Niedergang des Sozialismus als Staatsmacht nicht nur vom Hörensagen kennt, sondern selber miterlebt und als Marxist (!) überlebt und verarbeitet hat (inklusive der Verletzungen, die nicht vom Klassengegner stammten), der hat nachwachsenden Generationen von Weltveränderern (m+w) etwas zu sagen. Mehr als die Propagandabücher der vorläufigen »Sieger der Geschichte«.
Für Josef (Jupp) Schleifstein gilt das in besonderem Maße. Er gehört in die Reihe der großen Intellektuellen, bedeutenden Marxisten und Geschichtslehrer unseres Landes, das leider so gänzlich und gefährlich anders geworden ist, als es die überlebenden AntifaschistInnen nach der Befreiung Europas vom deutschen Faschismus am 8. Mai 1945 gemeinsam wollten und planten.
Anlässlich seines 100. Geburtstages veröffentlichen wir hier eine Reihe von Artikeln, die er in den 1960er Jahren– wegen des KPD-Verbots unter dem Pseudonym Egon Schreiner– und nach Konstituierung der DKP 1968 unter seinem »Klarnamen« geschrieben hat, inklusive seines Buches zur »Sozialfaschismus-These«. Vieles in den nachgedruckten Artikeln klingt nicht nur, sondern ist auch heute nach Jahrzehnten noch hochaktuell und brisant. Was weniger am Autor liegt, als an den Grundzügen heutiger Verhältnisse und den nicht gelösten Problemen – auch den nicht erledigten Hausaufgaben der Linken insgesamt.