Rechtsmediziner wollte ich nie werden
Klaus-Steffen Saternus
Dass Klaus-Steffen Saternus nie Rechtsmediziner werden wollte, besagt bereits der Titel seines Buches. Dass es dennoch dazu kam, wird erst am Schluss seiner Lebensgeschichte schlüssig. Die liest sich von der ersten bis zur letzten Zeile spannend, und der Leser und die Leserin wird entscheiden müssen, ob dem zeitgeschichtlichen oder dem rechtsmedizinischen Aspekt der Vorrang gebührt. Dass das eine ohne das andere undenkbar ist, zeigt bereits die Flucht aus Hinterpommern 1945. Ist nicht der Eindruck eines Babys, das dessen Mutter auf der Flucht getötet haben soll, Auslöser bei dem Vierjährigen, sich später als Rechtsmediziner mit bahnbrechenden Forschungen zum Plötzlichen Kindstod (SIDS) einen Namen zu machen?
Immer sind es eigene persönliche Erfahrungen – seien es die Gründe für den Weg von West nach Ost Mitte der Vierzigerjahre oder die Flucht von Ost nach West Ende der Fünfzigerjahre -, die Saternus geradezu folgerichtig dazu führen, sich über die Stationen Hamburg, Köln, Berlin (West) und Göttingen letztlich für die Rechtsmedizin zu entscheiden.
Neben dem zeitgeschichtlichen sowie wissenschaftlichen Handlungsstrang ist es nicht zuletzt die Selbstreflexion des Autors – Könnte es auch anders gewesen sein? – sowie dessen literarisches Geschick, die das Buch zu einem Lesevergnügen machen.