REICHSEIGENTUM
Susanne Elisabeth Jellinek
Der Titel „Reichseigentum“ ist ungewöhnlich und erst recht, wenn man erfährt, dass es sich dabei um ein junges Mädchen handelt.
Was dieses Mädchen ab ihrem 14. Lebensjahr erlebte, erlebte sie in der Zeit des Zweiten Weltkrieges, im damaligen „Dritten Reich“. Ab 1933 wurde dieses Regime so bezeichnet. Und dieses Nationalsozialistische Regime schuf 1935 den halbmilitärischen Arbeitsdienst. Das galt nicht nur für Jungen, sondern auch für Mädchen. Elisabeth wurde dazu dienstverpflichtet und musste zunächst das „Land- und Pflichtjahr“ absolvieren. Danach musste sie zum Reichsarbeitsdienst nach Oberschlesien und später auch noch zum Kriegshilfsdienst nach Oderberg bei Berlin. Sie fühlte sich, besonders auch durch das Tragen der Uniform, als Eigentum des Dritten Reiches.
Egal wo sie dienen muss, ob in der Landwirtschaft, oder in der Rüstungsindustrie, ihre Erlebnisse sind eigenartig und manchmal nicht ganz ungefährlich. Die Liebe spielt ab und an eine Rolle, aber ihre Gefühle gehen letztendlich den Weg der zeitbedingten Vernunft. Ihre innerliche Zerrissenheit, ihre eigene Kapitulation dem Regime gegenüber, überspielt sie in ihren Schilderungen manchmal lustig, manchmal traurig, oder auch romantisch und lebensbejahend. So nahe oder so entfernt für sie der Krieg oft ist, ihre Träume, später doch noch zu studieren, sind beständig. Im Kriegshilfsdienst lernt sie eine waschechte Berlinerin kennen. Beide verstehen sich sehr gut, und deshalb sind die letzten Wochen im Lager leichter zu ertragen. Doch traurig wird der schnelle Abschied.
1944, Ende September, fährt sie unter erschwerten
Bedingungen, befreit vom „Reichseigentum“, zurück in ihr Heimatdorf.