Rekonstruktionsversuche
Zur Fachgeschichte der ostdeutschen Germanistik seit den 1970er Jahren unter besonderer Beachtung der wissenschaftlichen Aufarbeitung der DDR-Literatur.
Alexander Saechtig
Am 9. November 1989 führte die friedliche Revolution in der DDR zum Fall der Berliner Mauer und ebnete den Weg für die deutsche Einheit. Auch wenn das einst geteilte Deutschland in vielerlei Hinsicht heute erfreulich zusammengewachsen ist, existieren weiterhin Bereiche, deren Aufarbeitung noch am Anfang steht. Hierzu zählt die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den einzelnen Disziplinen ostdeutscher Fachgeschichte, so auch der ostdeutschen Germanistik.
Die vorliegende Studie konzentriert sich auf ein Teilgebiet der ostdeutschen Germanistik, nämlich auf deren Wahrnehmung und Untersuchungsmethoden der DDR-Literatur selbst. Ausgangspunkt sind die 1970er Jahre, in denen die ersten größeren Publikationen zu diesem Gebiet in der DDR entstanden. Von Interesse ist dabei vor allem der Blick „hinter die Kulissen“ und „zwischen die Zeilen“: Welche Anliegen verfolgten die Germanisten aus der DDR, welche Besonderheiten kennzeichnen ihr wissenschaftliches Arbeiten, wie fällt ihre retrospektive Betrachtung heute zu ihren Veröffentlichungen aus?
In Form des Gesprächs mit Zeitzeugen über ihre Texte und anhand von ihnen erstmalig zur Verfügung gestellter Materialien wird die Fachgeschichte der ostdeutschen Germanistik zur DDR-Literatur seit den 1970er Jahren „rekonstruiert“, wobei auch die in neuerer Zeit entstandenen Arbeiten ostdeutscher Germanisten einbezogen werden. Dabei erschließen sich neue, bis heute unberücksichtigte Themengebiete.