Rembrandts biblische Frauenporträts
Eine Begegnung von Theologie und Malerei
Verena Scholl
Die Frauenbildnisse des holländischen Malers Rembrandt van Rijn haben durchwegs emanzipatorischen Charakter und fordern auch heutige Betrachtende zum Dialog heraus. Was in der christlichen Tradition erst mit der feministischen Theologie ins Bewusstsein gerückt ist, hat der Maler bereits im 17. Jahrhundert ins Bild gebracht. Am 15. Juli 2006 wird sein 400. Geburtstag gefeiert. Dem von der Calvinischen Reformation geprägten Künstler mit dem Lebensmotto ‚Freiheit suche ich, nicht Ehre!‘ ist es gelungen, mit Pinsel, Stift und Feder die Befreiungsgeschichten biblischer Frauen aus der traditionell engen Auslegung herauszulösen. Ist Rembrandt der erste feministische Maler der Moderne? Jedenfalls bringt seine malerische Auslegung der Bibeltexte für die heutige Diskussion um ein neues differenzierteres Frauenbild in Gesellschaft, Kirche und Kultur viel Überraschendes und Hilfreiches. Dabei ist der Maler nicht nur ein subtiler Exeget, sondern auch Theologe und Verkündiger, der in seinem Werk die Stellung der Frauen in neuen Farben darstellt und sie buchstäblich ins rechte Licht rückt.