Retrospektive Analyse und Bewertung der endobronchialen Sonographie (EBUS) und der damit gesteuerten transbronchialen Nadelbiopsie (EBUS-TBNA) in der Diagnostik von Lungentumoren
Ihsapert Altiparmak
Das Lungenkarzinom ist die vierthäufigste Todesursache in der deutschen Bevölkerung, trotz diagnostischer und therapeutischer Fortschritte ist die Prognose nach wie vor unbefriedigend, 5-Jahresüberlebenszeiten – alle Tumorstadien eingeschlossen – liegen zwischen 5,5 und 15,7 %. Zu den wichtigsten nichtinvasiven Verfahren zur Definition des N-Stadiums gehören die Computertomographie (CT) und ihre Kombination mit der Positronen-Emissions-Tomographie (PET-CT). Bei den invasiven Verfahren zum mediastinalen Staging hat die endobronchiale Sonographie (EBUS) und die mit ihr gesteuerte transbronchiale Nadelbiopsie (EBUS-TBNA) besondere Bedeutung erlangt. In der vorliegenden retrospektiven Studie wurden im Sinn einer Qualitätsanalyse die Ergebnisse von EBUS und EBUS-TBNA in der Diagnostik von bildgebend auffallenden unklaren Prozessen im Mediastinum und der Hilusregion evaluiert. 226 Krankenakten von in der Pneumologischen Klinik Waldhof Elgershausen fortlaufend mittels EBUS untersuchter Patienten wurden ausgewertet. Bei 80 % dieser Patienten war zuvor nach Röntgenbild und CT der Verdacht auf das Vorliegen eines Lungenkarzinoms geäußert worden. Eine EBUS-TBNA wurde bei 166 von 226 Patienten durchgeführt, bei 60 erfolgte sie nicht. Bei der Hälfte dieser 60 Patienten stellte sich diskordant zur CT endosonographisch ein vergrößerter oder anders strukturell auffallender Lymphknoten nicht dar. Lymphknoten unter 1 cm Größe wurden unter der Annahme, dass diese nicht maligne waren, nicht punktiert. Ausnahmslos alle Bronchoskopien mit EBUS und EBUS-TBNA wurden unter Lokalanästhesiebedingungen und unter milder Sedierung mit Midazolam ausgeführt. Bedeutsame Komplikationen von EBUS und EBUS-TBNA traten nicht auf, lediglich bei einem der 226 Patienten entwickelte sich eine untersuchungsbedingte zunehmende Bronchospastik ohne Störung des Gasaustausches. Am häufigsten wurden die paratrachealen, die subkarinalen und die hilären Lymphknoten punktiert. Einfachere Punktionstechnik aber auch die Bevorzugung dieser Lymphknotenstationen bei der intrathorakalen Metastasierung des Lungenkarzinoms sind die Gründe hierfür. Bei knapp Zweidrittel von 166 mittels EBUS-TBNA punktierten Patienten (63,8 %)gelang bei der Erstuntersuchung eine endgültige Diagnose. Unter Ein-beziehung der Patienten, die ein zweites Mal bronchoskopiert wurden, wurde eine diagnostische Erfolgsquote von 71,1 % erreicht. Bezieht man die Ergebnisse allein auf Patienten mit bildgebenden Verdacht auf das Vorliegen einer Tumorerkrankung, so errechnete sich für den Einsatz der EBUS-TBNA eine Sensitivität von 86,5 %, eine Spezifität von 94,4 %, ein positiver prädiktiver Wert von 96,8 %, ein negativer prädiktiver Wert von 78,5 % und eine diagnostische Genauigkeit von 89,2 %. Die vorliegende retrospektive Analyse eigener Ergebnisse mit der endobronchialen Sonographie und der mit ihr möglichen transbronchialen Nadelbiopsie von pathologischen Zielstrukturen im Mediastinum sowie im Hilusbereich unterstreicht den hohen und heute unverzichtbaren Stellenwert der Verfahren vor allem in der Diagnostik und dem Staging des Lungenkarzinoms sowie unklarer Prozesse im Mediastinum. Neben der großen diagnostischen Genauigkeit ist die besonders die Sicherheit dieser prinzipiell invasiven Verfahren, d.h. die Komplikationsarmut hervorzuheben.