Rückkehr nach Lignano
Andrea Böhm
Julia will durch eine Reise nach Thailand ihrer pubertierenden Tochter Zoe näherkommen. Doch aus dem Urlaub wird nichts, da Julias Vater im Sterben liegt. Um nicht ganz auf den Urlaub zu verzichten, beschließt sie kurzerhand, nach Italien zu fahren. Sie entscheidet sich aufgrund der Nähe für Lignano, den Ort, wo sie selbst viele Sommer ihrer Kindheit verbracht hat. Mit einer mürrischen Tochter am Beifahrersitz beginnt diese Reise, die schon bei der Hinfahrt viele nostalgische Rückblicke in die 80er-Jahre bietet. Auch in Lignano fühlt sich Julia immer wieder in ihre Kindheit zurückversetzt. Sie schwelgt sowohl in lustigen persönlichen Momenten als auch in solchen, die viele Urlauber, die ebenso in ihrer Kindheit in Lignano waren, teilen. Durch ihre Bekanntschaft mit Giovanni erfährt Julia einiges über die Gründerzeiten der Stadt an der oberen Adria. Außerdem lernt sie durch den Italiener auch eine andere Seite von Lignano kennen, abseits von Sand, Meer und Hausmeisterstrand. Bei einer ausgiebigen Radtour erkunden die beiden alle Stadtteile (Sabbiadoro, Pineta und Riviera) sowie ein paar verborgene Plätze in Lignano. Eine Tour, die Julia erfahren lässt, dass selbst Ernest Hemingway ein Liebhaber dieses Urlaubsortes war, gerne zum Entenjagen kam und dort möglicherweise Inspiration für eines seiner bekanntesten Werke geliefert bekam. Endpunkt der Tour ist der Tagliamento, der bedeutendste Wildfluss der Alpen, der zwischen Lignano und Bibione in die Adria mündet. Julia lernt, Lignano mit anderen Augen zu sehen, und erkennt erst jetzt, in ihrem Erwachsenenalter, was dieser Urlaubsort alles zu bieten hat. Vor allem den Faro Rosso, der idyllische Leuchtturm, den die Einwohner Lignanos so lieben, schließt Julia in ihr Herz. Mit Skizzen, einer Leidenschaft, die die Architektin von jeher hegt, hält sie viele besondere Momente dieser Reise fest.
Auch Zoe scheint aufzublühen. Sie lernt neue Freunde kennen und verbringt vor allem mit ihrer Freundin Bea aus Wien, die auch Julia ans Herz wächst, eine tolle Zeit. So ergibt es sich, dass Bea immer wieder mit von der Partie ist, wenn Mutter und Tochter Lignano erkunden. Für die Tierliebhaberin Zoe ist der Besuch des Tierparks des Urlaubsortes, der Parco Zoo Punta Verde, nicht nur eine Überraschung, sondern auch eines ihrer Highlights. Dafür verdreht ein nächtlicher Ausflug zu dritt in den Lunapark Julia wortwörtlich gehörig den Magen und lässt sie erkennen, dass mit dem Alter nicht alles besser wird. Für ein gutes Magengefühl sorgt hingegen die Cucina Italiana, die köstliche italienische Küche, die das Herz von beiden Damen höherschlagen lässt.
Nichtsdestotrotz ist die Mutter-Tochter-Beziehung angespannt und Zoes Stimmungen schwanken immer wieder zwischen Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Dennoch ist es für Julia ein perfekter Urlaub, zwischen den Erinnerungen, an das Lignano ihrer Kindheit, der Neuentdeckung des Urlaubsortes, vielen Überraschungen und prickelnden Gefühlen zwischen dem Italiener Giovanni und ihr. Bis zu jenem Abend, als Zoe nach einem Konzert am Strand plötzlich verschwunden ist.