Schilddrüse-Atlas.info
Eine strukturierte klinische Fallsammlung mit Berücksichtigung der Zytopathologie
Alexander Prof. Dr. med. Stahl
Diese zweite Auflage des Schilddrüsen-Atlas ist um das wichtige Kapitel der Nebenschilddrüse erweitert. Die Nebenschilddrüse wird bei der Untersuchung der Schilddrüse manchmal etwas stiefmütterlich behandelt, teils weil sie nicht im Fokus des Untersuchers ist, teils aber auch aufgrund von gewissen Unsicherheiten bei Diagnostik und Therapie. Hier will das neue Kapitel Abhilfe schaffen. Herr Dr. Negele hat hier seine ganze Expertise als überregional bekannter Operateur für Nebenschilddrüsenerkrankungen einfließen lassen.
Eine wichtige Erweiterung stellt die systematische Abhandlung der sonographischen TIRADS-Kriterien für die Dignitätsbestimmung von SD-Knoten in Form zweier zusätzlicher Kapitel im Abschnitt über die umschriebenen Schilddrüsenveränderungen dar. Die TIRADS-Kriterien sind nun in den klinischen Alltag eingeflossen; allerdings ist auch zunehmend klar, dass die Ergebnisse aus den ersten Studien so nicht direkt auf den Praxisbetrieb im Strumaendemiegebiet übertragbar sind. Dies war schon ein Thema bei der ersten Auflage. In dieser zweiten Auflage wird aber im Detail auf die Unterschiede eingegangen. Ansätze zur Auflösung der Differenzen werden aufgezeigt und schließlich eine fundierte Empfehlung abgegeben. Es gibt ein eigenes Kapitel, um die einschlägigen TIRADS-Kriterien einzuüben (“TIRADS-Trainer”). Einen wesentlichen Fortschritt stellt hierbei die Mitarbeit des von Herrn Prof. A. Stahl in der “German TIRADS Study Group” (GTSG) dar. In dieser Gruppe werden laufend aktuelle Themen bei der Diagnostik von SD-Knoten diskutiert, es werden Festlegungen getroffen und nicht zuletzt werden Daten erhoben, ausgewertet und – zum Teil hochrangig – veröffentlicht.
Der Atlas hat auch an anderen Stellen Erweiterungen erfahren, z. B. ein Kapitel über kleine Schilddrüsenknoten bis maximal 1 cm Durchmesser (“Knötchen”). Innerhalb der einzelnen Kapitel wurden alle Texte und alle Fälle überarbeitet. Wo möglich, wurden alte Fälle gegen – bildtechnisch – höherwertige Fälle ausgetauscht. Viele neuen Fälle wurden hinzugefügt. Aufgrund der kurzen Entwicklungszyklen der Ultraschallgeräte ist so automatisch auch die Bildqualität der Ultraschall-Bilder gestiegen. Aufgrund dieser Erweiterungen ist der Seitenumfang des Atlas gestiegen; allerdings nicht so stark wie aufgrund der Erweiterungen zu erwarten gewesen wäre. Durch ein neues Layout und auch durch drucktechnische Umstellungen ist der Preis für den Atlas nur gering höher als für die erste Auflage.
Der lockere Erzählstil des Atlas ist geblieben. Wir hoffen, damit die Inhalte besser zu vermitteln als mit einer akademisch abgehobenen Sprache. Überhaupt scheint eine zu akademische Sicht auf die Schilddrüse nicht angebracht, da sie oft von Studienergebnissen verstellt ist, die nur unter “Laborbedingungen” reproduzierbar sind oder auch gewissen “Moden” unterliegen. Die Seele des Atlas stellt weiterhin die klinische Erfahrung der drei beteiligten Autoren dar. Bewusst ist das Autorenteam eher klein gehalten, um weiterhin ein einheitliches, kompaktes Werk abzuliefern. Jeder Autor deckt sein Gebiet (Klinik – Chirurgie – Pathologie) vollständig ab. Dadurch wird vermieden, dass Fragen im jeweiligen Gebiet unvollständig behandelt werden oder ganz unter den Tisch fallen, was bei einem Viel-Autorenwerk, wo jeder nur seinen Fokus behandelt, passieren kann. Natürlich sind die einschlägigen Leitlinien und belastbare Studienergebnisse eingearbeitet.
Aus der gemeinsamen Arbeit der Autoren an diesem Atlas und seinem Bruder im Geiste – dem Schilddrüsen-Skript – ist im Übrigen ein eigenes Modell zur Entwicklung der Struma und von Strumaknoten entstanden. Es beruht auf der Beobachtung, dass Strumen durchaus häufig ein gerichtetes Wachstum aufweisen, je nachdem an welchem Pol der Schilddrüse das Wachstum vor sich geht. Etwaige Strumaknoten folgen dieser Wachstumsrichtung und können dann je nach beteiligtem Wachstumspol ganz unterschiedlich konfiguriert sein. Dieses Pol-Modell von Strumawachstum kann viele klinische Fragen beantworten, Phänomene bei der Strumaentwicklung herleiten und darüberhinaus auch Unterschiede zu Ergebnissen aus Nicht-Endemiegebieten erklären.
In diesem Sinne hoffen wir, Ihr Interesse als Leser zu treffen, Sie in Ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen und das Verständnis für Schilddrüsenveränderungen zu mehren.
Ihr
Alexander Stahl, Holger Nagel und Thomas Negele