Schreibend und lesend Textkompetenz entwickeln
Eine sozialisationstheoretisch orientierte Untersuchung des Erwerbs von Schriftlichkeit bei Jugendlichen
Christine Beckert
Jugendliche schreiben und lesen in ihrer Freizeit in vielfältigen Kontexten: zur Kontaktpflege, zur Lebensbewältigung, aus Freude am Gestalten oder am Eintauchen in das Leben anderer Menschen. Dabei erhält Literalität individuell unterschiedliche Bedeutungen. In der vorliegenden Längsschnittstudie wurde ergründet, welchen Einfluss das soziokulturelle Umfeld und darin entstandene literale Praxen auf die Entwicklung von Textkompetenz haben. Durch die Instanzen der literalen Sozialisation von Elternhaus, Peers und Schule kommen Jugendliche mit unterschiedlichen Schreib- und Leseformen in Kontakt, in aktiver Auseinandersetzung mit diesen Angeboten des soziokulturellen Umfeldes finden sie zu ihrer eigenen literalen Praxis und erhält diese eine lebensweltliche Bedeutung. Sinnhaft werden kann Literalität in vielfältigen Kontexten: bei der Kontaktpflege und -organisation mit Gleichaltrigen im Internet, der Lebensbewältigung im Tagebuch, der praktischen Nachricht am Kühlschrank, durch die Freude am Gestalten von Kurzgeschichten oder beim Eintauchen in das Leben anderer Menschen im Buch. Je nach lebensweltlichem und funktionalem Kontext entstehen andere literale Bedürfnisse, werden anforderungsspezifisch andere literale Kompetenzen gefordert und gefördert. Letztlich erwirbt jedes Individuum jene Kompetenzen, welche es erfolgreich an seinem soziokulturellen Umfeld teilhaben lassen. In der vorliegenden Längsschnittstudie wurde der Einfluss des soziokulturellen Umfeldes und der darin entstandenen literalen Praxen auf die Entwicklung von Textkompetenz ergründet.