Schriftwirkung und Sprachraum
Untersuchung zur emotionalen Wahrnehmung von Druckschriften in Abhängigkeit vom Sprachraum und der Buchstabenstruktur verschiedener Sprachen
Christian Gutschi
Welche Druckschrift erlebt der Leser als passend zu welchen Inhalten? Angesichts der unüberschaubaren Zahl digitaler Schriftformen ist diese Frage aktueller denn je. Allerdings existieren zur Wechselwirkung von Schriftform (Anmutung) und Botschaft (Inhalt) kaum fundierte Forschungen. Diese Studie sucht im Rahmen eines psychologischen Experimentes, mit empirisch zuverlässigen Methoden, Antworten auf zwei grundlegende Fragen:
1) Ist die Wahrnehmung von Druckschriften abhängig von der Sprache, in der ein Text dargestellt wird (Deutsch/Englisch/Ungarisch)?
2) Welche Wechselwirkungen gibt es zwischen Schrift, Sprache, Emotion (in Wort und Bild)?
Die Ergebnisse zeigen, dass die Form einer Schrift weit weniger als bisher von Typographen angenommen für die emotionale Wirkung beim Leser verantwortlich ist. Der größte Einfluss auf die Anmutung einer Schrift geht von ihrer Wahrnehmungsgeschichte aus, geprägt durch die typische Verwendung in einem Sprachgebiet.
In einem praxisbezogenen Kapitel werden gemeinsam mit Schriftexperten die gefundenen Erkenntnisse für die typographische Gestaltungspraxis diskutiert und anschaulich dargestellt. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für die Entwicklung eines umfassenden Modells der Wirkung von Druckschriften in der Wahrnehmung.