Schulische und außerschulische Musikerziehung in Nordrhein-Westfalen
Ein quantitativer und qualitativer Vergleich
Hans Dieter Starzinger
Der Kenntnisstand über die Einrichtungen der Musikerziehung in Nordrhein-Westfalen war bis dato unvollständig und fehlerhaft. Sowohl das in verschiedenen Schriften veröffentlichte als auch das in Gesprächen aufgrund subjektiver Erfahrungen gefällte und dadurch häufig einseitig geprägte Urteil bedurfte einer Korrektur bzw. einer Ergänzung. So wurde im Schrifttum behauptet, der Musikunterricht insbesondere in Grund- und Hauptschulen falle in erheblichem Umfang aus. Diese vermeintliche Mangelsituation führte zu Begründungen für das Existieren von kommunalen Musikschulen und das Prosperieren freier Gruppen des Musizierens. Die in der Literatur genannten Zahlen sind häufig Anlass für bildungs- und kulturpolitische Entscheidungen mit deutlichen fiskalischen Auswirkungen. Wenn diese auf Fehlurteilen basieren, kann das verhängnisvolle Auswirkungen haben. Insofern hat diese Arbeit einen gesellschaftspolitischen Kontext.
Es fehlt darüber hinaus eine Forschung über alle in Nordrhein-Westfalen vorhandenen Musikerziehungseinrichtungen. Diese ist aber heute von Bedeutung, weil neuere Entwicklungen in unserem Bildungssystem (Tendenz zur Ganztagsschule, Umstellung des Gymnasiums auf G 8, Initiierung neuer Projekte wie „Jeki“ oder „Jekiss“) differenzierte Kenntnis der einzelnen Einrichtungen wie auch ihres Zusammenwirkens und ihrer teils schon vorhandenen Verzahnung erforderlich machen.
Die Arbeit des Musikunterrichts in den allgemeinbildenden Schulen kann nicht durch die außerschulische Musikerziehung ersetzt werden. Von diesem Sachverhalt muss gegenwärtige einschlägige Planung ausgehen, auch wenn sie auf dessen Änderung zielen sollte. Die Arbeit der übrigen Einrichtungen ist gleichwohl wichtig. Die Untersuchung hat gezeigt, dass in diesen Einrichtungen spezifische Aufgaben wahrgenommen werden, die wiederum nicht durch die allgemeinbildenden Schulen übernommen werden können.
Das System der Musikerziehungseinrichtungen aber kann nur besser werden, wenn keine Einrichtung mehr nur isoliert für sich arbeitet. Kooperation und ggfs. Integration sind die Arbeitsformen der Zukunft, wenn nicht schon der gegenwärtigen Stunde. Die nachhaltige Aneignung musikalischer und musikbezogener Kompetenzen ist nur in einem kontinuierlichen Unterricht zu erlangen.