Schumann Violinenkonzert
Radovan Lorkovic
Die Entdeckung von Schumanns eigener Violinbearbearbeitung seines Cellokonzerts Op. 129 im Nachlaß von Joseph Joachim und deren Erstausgabe 1987 im Breitkopf & Härtel-Verlag veranlasste die Geiger vorläufig noch nicht, die Chance dieser Veröffentlichung zu erkennen, die darin liegt, eine Revision der üblichen Sichtweise auf dieses populäre Schumannwerk einzuleiten. Die grossen Cellisten stützen sich heute noch auf die Charakterisierung durch Casals und Rostropowitsch, deren Hintergrund die Projektion von Schumanns späterer Erkrankung auf sein Spätwerk bildete.
Ohne die Anwesenheit des Cello-Originals wäre die Violinfassung vermutlich längst als eigenständiges Violinkonzert mittleren Schwierigkeitsgrades zumindest in das pädagogische Geigerrepertoire eingeführt worden.
Zwischen der Cello- und der Violinfassung drängte sich der Versuch einer Violatranskription auf, für das von Schumann mehrfach bedachte, jedoch damals noch nicht solistisch etablierte Alt-Streichinstrument. Die Uebertragung konnte sich auf Schumanns Verfahren bei seiner Violintranskription abstützen. Es liegt nun bei den Geigern und Bratschisten, die Substanz des Werkes neu – aufgrund eines genauen Textstudiums – zu erkennen und hervor zu holen.