Seit wann gibt es eigentlich Globalisierung?
Boris Loheide
Vor allem unter WirtschaftshistorikerInnen gibt es eine zunehmend intensive Debatte darüber, wann Globalisierung begann. Bereits Adam Smith, Friedrich List und Karl Marx haben sich mit Globalisierung befasst, ihre Theorien prägen die Debatte bis heute. Aus der Entstehungsgeschichte von Oppositionsbewegungen wider die Globalisierung und aus ihren unterschiedlichen Ausprägungen können wir darüber hinaus wichtige Lehren ziehen.
‚Kritik an Armut und sozialer Ungerechtigkeit darf nie zu einem Rückzug auf oder in die eigene Nation führen. Fundierte Kritik an der neoliberalen Globalisierung muss sich deutlich von der Globalisierungsgegnerschaft rechtspopulistischer und faschistischer Bauernfänger abgrenzen. Ausgrenzung und Abschottung sind keine Lösung, sie führen vielmehr in die Katastrophe.‘
Vor allem unter WirtschaftshistorikerInnen gibt es jedoch eine zunehmend intensive Debatte darüber, ob „Globalisierung“ eine weiter zurückreichende Geschichte hat – und wann diese begann. In diesem Attac-Basistext werden die verschiedenen Ansätze kurz vorgestellt. Bereits Adam Smith, Friedrich List und Karl Marx haben sich mit Globalisierung befasst und repräsentieren höchst unterschiedliche Akteursansätze (Individuum, Nationalstaat, soziale Klassen bzw. Interessengruppen). Widerlegt wird zudem die Vorstellung, die Globalisierung im 19. Jahrhundert (bis 1914) sei von der Globalisierung unserer Tage exakt getrennt – und zwar durch eine Phase der „De-Globalisierung“ zwischen 1914 und ca. 1950. Die im Attac-Kontext kritisierte „finanzmarktgetriebene“ Globalisierung wird dabei nur als Spitze des Globalisierungs-Eisbergs verstanden – hervorgebracht von der Liberalisierung der Finanzmärkte und der „vierten industriellen Revolution“ (Datenverarbeitung, Digitalisierung, Internet).