Sezession und Dismembration als Kernproblem von Vielvölkerstaaten
Sultan Hamid Narwan
Die Okkupation der Krim, der Brexit und Unabhängigkeits-Bestrebungen in Schottland, Nordirland und Katalonien lassen sich mit traditionellen Erklärungsmustern nicht mehr vollständig ergründen. Die vorliegende Studie ordnet diese Phänomene in den geschichtlichen Kontext von Sezession und Dismembration ein, von der auch Staatenverbünde wie die EU selbst nicht geschützt sind. Die Studie nähert sich den Themen Sezession und Dismembration aus geschichtlicher, politikwissenschaftli-cher und völkerrechtlicher Perspektive.
Seit Auflösung des Ostblocks 1991 und zu Beginn des 21. Jahrhunderts stehen wir vor dem Phänomen der Sezession und Dismembration als Kernproblem von Vielvölkerstaaten. In unserer gegenwärtigen Welt gibt es keine Territorien mehr, auf denen neue Staaten entstehen könnten. Alle Gebiete gehören zu bereits existierenden Staatsgebilden. Neue Staaten können also nur durch Sezession bzw. Dismembration oder durch Fusion bzw. Inkorporation entstehen. In der Studie wird aufgezeigt, dass im Staatswerdungsprozess auch Anerkennung und Rechtsnachfolge eine wichtige Rolle spielen.
Der Einfluss demokratischer Staaten in die inneren Angelegenheiten von Diktaturen und pseudodemokratischen Staaten hat zugenommen. Internationale Grundprinzipien (Demokratie, Menschenrechte, Meinungsfreiheit etc.) kollidieren hier mit nationalem Recht.