Shakespeare und das neuzeitliche Heidentum
Wilfried Kuckartz
Shakespeare wird hier in pädagogischer Absicht vorgestellt, als Erzieher. Gemeint ist nicht der Shakespeare im Fleisch, sondern sein Mythos. Mithin werden die unsterblichen Gestalten seiner Meisterwerke als Vorbilder gedeutet, als Modelle möglichen, wünschbaren Menschseins, in denen trotz aller Tragik das Diesseits heidnisch bejaht und gefeiert wird. Shakespeare selbst hat diese Lebenseinstellung genannt – edel in diesem Sinn sind alle seine großen Helden: und und und . Und solch heidnische Lebensbejahung hat Nachfolge gefunden; exemplarisch wird diese an Goethe und Schiller, Nietzsche und Klages angedeutet, die sich selbst als Heiden verstanden haben, als Ketzer in Ablehnung der tradierten christlichen Jenseitsgläubigkeit. Insgesamt mögen sie so für dieselbe Nachfolge Shakespeare heute werben.