Sigmund Freud und William C. Bullitt
Die ungewöhnliche Zusammenarbeit zwischen dem Analytiker und dem Diplomaten
Paul T. Roazen
Sigmund Freuds einzige Studie über einen Politiker seiner Zeit entstand in Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Diplomaten William C. Bullitt. Zwischen 1930 und 1932 beschäftigten sie sich mit Thomas Woodrow Wilson, dem 28. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Sie entwickelten bestechend klare Hypothesen, welch tiefgreifende Störung Wilson hatte und wie sich seine inneren Konflikte auf die Zeit des Ersten Weltkriegs und den folgenreichen Versailler Vertrag auswirkten.
Art und Ausmaß von Freuds Teilnahme an diesem Projekt werden in der psychoanalytischen Gemeinschaft bis heute kontrovers diskutiert. Paul Roazen wertet Dokumente und Materialien aus Bullitts Nachlass und der Library of Congress aus, die beweisen, dass Freuds Anteil an dem genannten Buch wesentlich größer war als bisher angenommen.