Somerset Maughams Traum
Heny Ruttkay
Anfang der 1960er Jahre an der Côte d’Azur. Der Schriftsteller und frühere Geheimdienstagent William Somerset Maugham schreibt an seiner Autobiografie „Looking Back“ und wird von Erinnerungen an seinen verstorbenen Bruder Henry geplagt. Um Henry, den „Versager und homosexuellen Selbstmörder“, zu rehabilitieren und posthum zu Ruhm zu verhelfen, beschließt Maugham das Schicksal seines Bruders nach so langer Zeit zu klären. Er engagiert Madame Dewaere von der gleichnamigen populären Privatdetektei, um nachzuweisen, dass der Selbstmord Henry Maughams in Wirklichkeit ein Mord war. Trotz der schwierigen Ausgangslage macht sich Madame Dewaere an die Arbeit und wird schon bald ihrem Ruf als ausgezeichnete Detektivin gerecht. Sie reist nach England und an die Atlantikküste Frankreichs, sammelt Informationen und kommt schließlich dem eigentlichen Skandal auf die Spur: Sie entdeckt eine eingefädelte Verschwörung über verletze Gefühle und einen ruinierten Ruf. Für William Somerset Maugham stehen plötzlich die Geister der Vergangenheit wieder aus ihren Gräbern auf und besuchen ihn.
Heny Ruttkay hat einen vielschichtigen und berührenden Kriminalroman über den größten englischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts geschrieben. Sie lässt William Somerset Maugham als greisen Mann auftreten und so gar nicht wie den kalten Zyniker, als der er gemeinhin gilt. Im Mittelpunkt ihrer Geschichte steht die Akzeptanz von Schwulen, die selbst in so modernen Gesellschaften wie England oder Frankreich schwer zu leiden hatten. Politische und gesellschaftliche Umstürze der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts beleuchten Europas wegweisende Geschichte. Eine Zeit, in der die Partys noch Stil hatten und der Kalte Krieg jederzeit heiß werden konnte.