Soziologische Einsätze
Festschrift für Heinz Bude zu seiner Entpflichtung
Janosch Schobin
Dieser Mann ist uns vertraut. Er lächelt uns entgegen, wenn wir die Zeitung aufschlagen, spricht, wenn wir den Deutschlandfunk anschalten. (Fast) niemals sehen wir ihn vor Mitternacht im Fernsehen. Heinz Bude ist öffentlich,
aber nie so viel, dass er langweilig werden könnte. Er hält Distanz. So richtig kennen wir ihn also vielleicht doch nicht.
Die meisten Festschriften versuchen sich einleitend an einer Synthese des Lebenswerks und tun dann anschließend so, als seien sie ganz normale Sammelbände.
Wer noch einen Text übrig hat, hier kann man ihn unterbringen. Bitte nichts allzu Neues! Man feiert, was man kennt. Aber Heinz Bude kennen wir nicht. Sicherlich: Sein akademisches Werk ist mit einigen Schlüsselbegriffen untrennbar verbunden: Generation (Bude 1987/1997/2001), Exklusion (Bude 2004/2006), Angst (Bude 2014) und Solidarität (Bude 2019). Doch den ganzen Bude kriegt man so nicht in den Blick. Nicht die „Soziologie der Party“ (Bude 2015), nicht den Bude, der in Ruhrpott-Akzent Jürgen von Manger nachahmt, nicht den Heinz Bude, der in einer Kunstzeitschrift einmal die Essenz
der Documenta-Stadt Kassel als skurrile Kombination von Eisdielen und Sexkinos charakterisierte, und nicht den Heinz Bude, der als Lehrender, als Chef, als Doktorvater, als intellektueller Leuchtturm Biografien mitgeprägt hat. Zu feiern gilt es nicht nur das Werk, sondern vor allem auch den Menschen.
Diesen Versuch unternimmt der vorliegende Band, der Beiträge von Weggefährtinnen und -gefährten Heinz Budes versammelt. Manch eine und manch einer fehlt dem Buch zwar, aber nicht, weil schon so viele gestorben wären, sondern vor allem, weil es unter Heinz’ Freunden noch als Tugend gilt, die Tinte halten zu können. Der vermetrisierte akademische Betrieb der Gegenwart merzt diesen Wert ja mehr und mehr aus.