Sternwarte Mannheim
Kai Budde
Der etwas versteckt hinter der Mannheimer Jesuitenkirche stehende, heute von Künstlern bewohnte Turm beherbergte von 1775 bis 1880 die kurpfälzische, später die großherzoglich-badische Hofsternwarte. Die Mannheimer Sternwarte, die einen ungewöhnlich reichen Instrumentenbestand an englischen und französischen Präzisionsmessinstrumenten aufwies, erfuhr durch die Arbeit ihres ersten Astronomen Christian Mayer im 18. Jahrhundert eine internationale Bekanntheit. Für das 19. Jahrhundert sind besonders die Astronomen Heinrich Christian Schumacher, Friedrich Bernhard G. Nicolai und Eduard Schönfeld hervorzuheben, die an der Mannheimer Sternwarte forschten.
Neben der Katalogisierung des Fixsternhimmels, der Berechnung von Umlaufbahnen und Distanzen von Himmelskörpern war die Vermessung des Landes eine der Hauptaufgaben der Astronomen. Die Mannheimer Sternwarte war aber auch eine Station im weltweiten Wetterbeobachtungsnetz der 1780 gegründeten „Societas Meteorologica Palatina“.
Mayer machte in Mannheim die Entdeckung von nahe beieinander stehenden Sternen (Doppelsternen). Die Forschungsfelder der Astronomen des 19. Jahrhunderts waren die Kleinplaneten, Kometen und Sternennebel.
Das Buch erzählt auf Grund bisher unausgewerteter Akten die Geschichte der Mannheimer Sternwarte neu und bringt bisher unbekannte Aspekte zum Vorschein. Es schildert die harten Arbeitsbedingungen der Astronomen und deren Gehilfen, ihre Forschungsvorhaben, die Einrichtung und späteren Umbauten der Sternwarte. Es gibt Einblick in den Bestand der astronomischen Instrumente, in deren Bestellung, Kauf, Transport und Aufstellung, erzählt aber auch von deren Vernachlässigung. Es zeigt auf, wie sehr die Mannheimer Sternwarte von den finanziellen Zuwendungen des Kurfürsten bzw. des Badischen Staates abhängig war. Und es verliert dabei den Vergleich zu anderen europäischen Sternwarten nicht aus den Augen.