Strand #
2004-2009
Susanne Ayoub, Anton Gugg, Dieter Kleinpeter
Der Strand ist wie die öffentliche Großstadttoilette ein gleißender und düsterer Ort, anrüchig, enthemmend, anonymisierend und zugleich auf den konkreten einzelnen Körper abzielend. Nur hier, in dieser Mischzone von Zivilisation und Wildheit, herrschen unbestrafte Anarchie und Archaik des Fleisches – gleichgültig, ob sich ein Massenpublikum oder die Celebrities zur Schau stellen, Tests und Begehrlichkeiten aller Art ausliefern.
Dieter Kleinpeter badet geradezu in den Zwiespältigkeiten, die jene existentielle Slalom- und Abfahrtspiste namens Strand für alle Mutigen, aber auch Gleichgültigen, vom Leben Gezeichneten bereithält. Seit einigen Jahren beschäftigt er sich fotografisch, zeichnerisch und malerisch mit all jenen Strand-Aspekten, die spätestens seit den seligen Tagen des Impressionismus Künstler beschäftigen.
Dieter Kleinpeter lässt sozusagen Daseinsgnade vor Model-Recht ergehen. Trotz aller Ironie und Komik kennt diese verleichsweise unangestrengte Freizeitwelt mit ihren unschuldig-trägen Strandpotatoes und harmlosen Gaffern so etwas wie Respekt vor dem mehr oder weniger vergammelten Sosein. Hier herrscht nicht die gespannte Raubtier-Lauerstimmung der Copa Cabana, sondern eher das Dösparadies der Copa Kagrana.
(Anton Gugg)