Sturz
Reto Hänny
Aus der Höhe des Bündner Bergdorfs abgestürzt in die Stadt im Tal, wo eine fremde Sprache gesprochen wird und Sitten herrschen, denen der Bub vom Land hilflos begegnet, beginnt für ihn eine Zeit des Leidens. Als er endlich auf die Füße kommt, gelingen ihm Entdeckungen und er startet zu neuen berauschenden Flügen – ins Reich der Literatur, ins Reich der Musik. Eines Tages, viele Jahre später, im Gepäck das Material für ein Filmprojekt, findet er sich im Flughafen der Großstadt ein, um über die Alpen zu fliegen, in den Süden, ins Offene, in die Wärme – oder ist es Flucht? Viel Zeit vergeht an jenem Tag, bis die Kontrollen durchlaufen sind und das Flugzeug zum Einsteigen bereitsteht. Seine Gedanken schweifen zurück zu den Anfängen der Fliegerei: der »kleinen« rund um den Wohnzimmertisch und der »großen« vor hundert Jahren, als ein Traum wahr und in den Luftschlachten und Bombardements des Ersten Weltkriegs gleich darauf zum Albtraum wurde. Wie wird der Flug, der vor ihm liegt, verlaufen? Sturz ist ein musikalisch angelegtes und erfinderisch instrumentiertes, vielteiliges Epos mit einer Fülle unterschiedlicher Stoffe, in vielerlei Rhythmen, Tempi und Tonarten: Kindheit und Jugend eines Alpenbewohners in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wie noch niemand sie zum Fliegen
gebracht hat.