Subtile Einladung zur Deliberation
Die Romane Emilie Flygare-Carléns
Bärbel Mielke
Emilie Flygare-Carlén (1807–1892), gefeierte Pionierin des schwedischen Sozialromans, war mit ihrem umfangreichen Werk auch in Europa und besonders in Deutschland sehr erfolgreich und wurde als versierte Erzählerin wertgeschätzt.
Der Überblick über 19 ihrer 24 Romane macht zudem sichtbar, dass sie ein Gesellschaftsportrait zeichnete, das vor allem die problematischen Bezüge ihrer Gesellschaft hervorhebt. In spannenden Alltagserzählungen spielte sie die philosophische Forderung Almqvists eines »arm sein könnens« wiederholt durch und stellte subtil die Frage, welche Überzeugungen und Haltungen für eine ethisch kluge Handlungsweise möglicherweise neu überdacht und losgelassen werden könnten. Hieran kann sich eine Gesellschaftskritik entfalten, die die unausgesprochene Forderung nach einer gesamtgesellschaftlichen Emanzipation erahnen lässt und zwar im Hinblick auf soziale Gerechtigkeit und Demokratie. Diese Fragestellungen verleihen allen ihren Texten eine unvergängliche Aktualität.