Tagebücher. Kritische Gesamtausgabe
Band 3, Teil I und II: Haushaltbücher 1837-1856 (2 Teilbände)
Gerd Nauhaus, Robert Schumann
Im Komplex der autobiographischen Aufzeichnungen Robert Schumanns kommt den sogenannten Haushaltbüchern besondere Bedeutung zu. Sie Stellen eines der eigenartigsten Dokumente ständiger Selbstbeobachtung und Rechenschaftslegung dar, die überhaupt von einem Künstler so hohen Ranges, wie es Schumann war, bekannt sind.
Mit der Anlage des ersten Haushaltbuches im Oktober 1837 als reines Ausgaben- und Einnahmebuch setzte Schumann eine langjährige Gewohnheit fort, deren Spuren wir bereits in den Jugendtagebüchern antreffen konnten (während separate „Gelderbücher“ nicht erhalten geblieben sind).
Die dementsprechenden Notizen reichen mit ganz geringen Lücken bis zum Februar 1854, wenige Tage vor Schumanns geistigem Zusammenbruch. Sie ermöglichen uns Einblicke in die materielle Lebensführung, geben Aufschluss über die wirtschaftliche Lage des Komponisten und seiner Familie. Die Honorare für Kompositionen sind gewissenhaft verzeichnet. Auch Schumanns Tätigkeit als Redakteur und Musikschriftsteller spiegelt sich in den Haushaltbuchnotizen. Anhand der Honorarabrechnungen ist der Mitarbeiterkreis der „Neuen Zeitschrift für Musik“ zwischen Mitte 1837 und Ende 1843 präzis zu bestimmen, sind aber auch Schumanns eigene Arbeiten für die Zeitschrift feststellbar.
Der besondere Wert der Haushaltbücher für den an Leben und Schaffen Schumanns Interessierten liegt nun allerdings darin, dass sie im Laufe der Jahre Tagebuchcharakter angenommen haben. In stichwortartiger Form berichtet Schumann täglich über sein und seiner Familie Befinden, notiert Besucher und eigene Besuche, woraus wir Rückschlüsse auf seinen Freundes- und Bekanntenkreis ziehen können, legt sich Rechenschaft über das Gelingen seiner kompositorischen Arbeit ab. Von 1840 bis 1854 sind alle größeren musikalischen Werke mit ihren Entstehungsdaten vermerkt. Darüber hinaus hat Schumann über seine Lektüre und musikalischen Studien sowie über eine Vielzahl von Tagesereignissen – politisch-historische Vorgänge, öffentliche Veranstaltungen der verschiedensten Art, darunter vor allem Konzert- und Theaterereignisse – Aufzeichnungen gemacht. Ihr interessanter Teil sind die Berichte über Konzerte Clara Schumanns, bzw. Schumanns eigenes Wirken als Dirigent und Musikorganisator in Dresden und Düsseldorf.
In den Jahren 1844 bis 1854 sind die Haushaltbücher – abgesehen von den in Band II enthaltenen Reisenotizen – die einzigen autobiographischen Dokumente von Schumanns Hand. Daraus resultiert ihre hohe Bedeutung als Primärquelle der Schumann-Forschung. Durch erstmals lückenlose Darbietung und sorgfältige, ausführliche Kommentierung soll dieser besondere Stellenwert der Haushaltbücher unterstrichen werden.