talk, talk, talk …
Mit TV-Talk Haltungen propagieren.
Ben Stenz
Die infolge Globalisierung und digitaler Revolution tiefgreifenden
Veränderungen beeinflussen Lebensentwürfe. Abstiegsängste
breiten sich in der Bevölkerung aus. Den Medien, die vierte Gewalt
im Staat, wird bisweilen vorgeworfen, dass sie der Verantwortung
ungenügend nachkommen, die Öffentlichkeit mit möglichst objektiver
Berichterstattung aufzuklären.
Talk-Sendungen im Fernsehen wie „hart-aber-fair“, „Maybrit Illner“,
„Anne Will“, „Maischberger“ tragen – zusammen mit anderen TV-
Formaten – nicht unwesentlich zur Meinungsbildung der Bürgerinnen
und Bürger bei.
Wenn die Welt sich schon mit dem beschleunigten Wandel und den
Unwägbarkeiten immer undurchsichtiger offenbart, werden die
Menschen im postfaktischen Zeitalter bevorzugt mit emotionalisierten
Inszenierungen abgeholt. Dies gilt insbesondere auch in der politischen
Domäne. Nicht mit hochkomplexen, abstrakten Verlautbarungen kann
die Gefolgschaft der Bürgerinnen und Bürger gewonnen werden.
Vielmehr muss Politik zum Happening der überbordenden Gefühle
gemacht werden – zumindest macht dies bisweilen den Anschein, bei
dem jede, jeder von einer charismatischen Lichtgestalt mit „Yes We Can!“
oder ähnlicher Losung bei der Stange gehalten wird.