Textverständlichkeit sprachlich variierter physikbezogener Sachtexte
Timo Hackemann
Sachtexte in Schulbüchern der Naturwissenschaften gelten als sprachlich anspruchsvoll. Einige Schüler:innen empfinden sie sogar als unverständlich. Immer wieder wurden deshalb sprachliche Vereinfachungen von Sachtexten für den Unterricht gefordert, obwohl ungeklärt ist, ob und welche linguistischen Merkmale der Bildungssprache das Textverständnis tatsächlich beeinflussen.
In dieser experimentellen Studie wird untersucht, ob das sprachliche Anforderungsniveau physikbezogener Sachtexte das Textverständnis und die empfundene Textverständlichkeit beeinflusst. In der Hauptstudie lasen N ,= ,812 Schüler:innen der Mittelstufe Hamburger Gymnasien und Stadtteilschulen Sachtexte zur Wärmelehre und beantworteten Textverständnisitems. Das sprachliche Anforderungsniveau wurde dabei systematisch über eine Vielzahl von linguistischen Merkmalen und isoliert von weiteren, kontrollierten Textverständlichkeitsmerkmalen variiert.
Die Ergebnisse der IRT-Analyse zeigen keine relevante Wirkung des sprachlichen Anforderungsniveaus auf das Textverständnis. Allerdings führt das höchste sprachliche Anforderungsniveau zu einer geringeren empfundenen Textverständlichkeit. Die Studie belegt, dass der Einfluss des sprachlichen Anforderungsniveaus auf das Textverständnis eines Sachtextes allenfalls gering ist. Selbst wenn Schüler:innen Texte als sprachlich anspruchsvoll wahrnehmen, reduziert sich das Textverständnis nicht. Geforderte sprachliche Vereinfachungen von naturwissenschaftlichen Sachtexten führen deshalb zu keiner Steigerung des Verständnisses in Regelklassen.