Thomas Lehnerer
Freies Spiel
Friedemann Malsch
Die Autoren: Friedemann Malsch, Herta Müller, Thomas Lehnerer, Petra Giloy-Hirtz, Peter Friese, Axel Heil,
Fabian Flückiger, Eckhard Lessmüller, Jochen Kade, Robert Schörghuber, Michael Feistle
Thomas Lehnerer (1955–1995) hat in seinem kurzen Leben die Existenz
der Kunst nicht als selbstverständlich wahrgenommen und deren
Aufgabe und Inhalt ausführlich gedeutet. In seinen Schriften, allen voran
in Methode der Kunst, entwickelte er in Weiterführung von zentralen
Texten der Ästhetik, Kulturtheorie und Kunstgeschichte einen Kunstbegriff,
der in seinem künstlerischen Schaffen wiederzufinden ist.
Seine kleinformatigen figürlichen Plastiken, seine Zeichnungen,
Aquarelle und die frühen Rauminstallationen folgen den theoretischen Prämissen und bringen umfassende
Themen des Menschseins auf. Die Auseinandersetzung mit der
menschlichen Existenz wird durch den Einbezug von kulturhistorischen Figuren, Idolen
und einer Vielfalt an Fundstücken vertieft.
Ich habe ein kleines leeres (oder auch bereits bearbeitetes) Blatt Papier,
ein Stück Leinwand oder einen Klumpen Wachs oder Ton vor mir, ich
sitze davor oder gehe mit dem Material umher. Mein Kopf ist gesammelt
zunächst auf nur «eine» Frage, die Frage des Anfangs, die bildnerische
Prinzipienfrage: «Wie kommt es überhaupt zu einem Bild?»
Thomas Lehnerer, Methode der Kunst, 1994