Topographie des Außenseiters
Türkische Generationen und der deutsch-deutsche Wiedervereinigungsprozess
Nevim Çil
Ein soziologischer Parforceritt durch die Befindlichkeiten türkischer Generationen im wiedervereinigten Deutschland. Nevim Çil hat als Insider gefragt und zugehört, dann das breite und widersprüchliche Meinungs- und Befindlichkeitsspektrum als Wissenschaftlerin aufbereitet.
„Und die Mauer ist gefallen und ein Jahr später ist sie uns auf die Köpfe gefallen. Es hat den Deutschen nicht geschadet, aber den Ausländern. Die Ostdeutschen haben uns die Arbeit genommen, unsere Stundenlöhne gesenkt, uns schlechte Laune bereitet und uns zu Nervenbündeln gemacht, vor allem mich.“ (Metin E.)
„Ich dachte, dass Deutsche Freunde von Türken wären. Aber die Deutschen sind wirklich, und ich sage dies ganz direkt, hinterhältig. Das kannst du gerne schreiben, wirklich sie sind hinterhältige Menschen.“ (Hüseyin A.)
„Der zweite Generation stehen hier die Türen offen, dies ist eine Wahrheit. Wenn man sich bemüht und die Universität besucht, wird man alles erreichen, was man sich vornimmt. Aber, ob man verliert oder gewinnt, das hängt ganz allein von der Person ab.“ (Metin E.)
„Rostock, Hoyerswerda das war ja diese schlimmste Zeit, weil da hat man ja auch gesehen wie die rumstehen und klatschen. Dachte, was mache ich eigentlich in so einem Land, wo so was passiert und die Leute daneben stehen und klatschen.“ (Ufuk K.)
„Viele haben ihre Häuser selbst angesteckt und verurteilen dafür die Deutschen, das haben sie auch rausgefunden, das gibt’s auch. Die Wahrheit geben sie nicht zu.“ (Iskender B.)
„Nein, ich liebe Deutschland sehr. Außerdem kennen wir das System hier, wir haben uns daran gewöhnt und so machen wir weiter.“ (Kiraz G.)