Tragödie
Die bleibende Herausforderung
Ralf Bogner, Manfred Leber
Vor über zweieinhalb tausend Jahren wurde im Rahmen der Dionysien, dem großen jährlichen Stadtfest der Polis Athens, damit begonnen, Schauspiele aufzuführen. Entsprechend ihrem Ursprung im Kult nannte man sie tragodía (Gesang der Böcke).Was damals als kultureller wie religiöser Höhepunkt rituell gefeiert wurde, war gleichzeitig die Geburtsstunde des Theaters, ja in gewissem Sinne sogar der abendländischen Kulturgeschichte. Tragödien zählen dabei zu den bedeutendsten Werken und öffentlichen Inszenierungen dieser Kulturgeschichte. Auch jenseits des Bereichs von Literatur und Theater wirkten sie etwa auf die bildende Kunst (Tragödienmotive als Sujet der Malerei), auf theoretische Auseinandersetzungen
um den Sinn von Kunst (bis heute anhaltende Diskussion um das Konzept der Katharsis) oder auf die
Philosophie (etwa das Tragische im Denken Schellings, Schopenhauers und Nietzsches).
Eine bleibende Herausforderung bedeutet das Phänomen ‚Tragödie‘ jedoch auch für die literaturwissenschaftliche Forschung. Anhand exemplarischer Werke und im historischen Aufriss bietet dieses Buch sowohl eine Annäherung an diese Kunstform als auch überraschende Einblicke in motivische und mediale Verklammerungen (etwa von Schauspiel- und Opernfassung) einzelner Tragödien.