Traum, Tod und Trost
Studien zur Gefängnislyrik am Beispiel Albrecht Haushofers und Ernst Tollers
Nathalie Lindauer
Das Bild von Ernst Toller ist heute das eines Schriftstellers, Politikers und Revolutionärs, der eine typische Wandlung vom Kriegsbegeisterten zum Kriegsgegner und damit verbunden zum Pazifisten und revolutionären Anhänger der bayerischen Räterepublik vollzogen hat. In seinen Texten geht es Toller um die Verkündung einer visionär gestalteten Welt sowie den Ausdruck seiner ethischen Überzeugung.
Eine gänzlich andere Sprechkonzeption liegt den Gefängnisgedichten Albrecht Haushofers zugrunde: Seine „Moabiter Sonette“, eine „in äußerster Bedrängnis gezogene Summe des Lebens,“ sind nicht von einem zukunftsorientierten, „revolutionären“, sondern von einem meditativ-ruhigen Grundton geprägt. Stets erscheint dem Dichter der eigene Tod vor Augen, während die Zukunft der Gesellschaft weitgehend unberücksichtigt bleibt.