TraumLeben
Traumpoetiken der Wiener Moderne
Irma Durakovic
Die literarischen Figuren der Wiener Moderne träumen oft. Wie aber
träumen sie und warum erleben sie dort, wo sie mit weit offenen Augen
die fiktive Welt wahrnehmen, die Wirklichkeit als einen Traum?
Das Buch geht diesen und weiteren Fragen am Beispiel der Werke
von Hugo von Hofmannsthal, Richard Beer-Hofmann und Marie
Eugenie delle Grazie auf den Grund. Der Schwerpunkt liegt dabei auf
der Literatur der Wiener Moderne und der Zeitspanne um 1895 bis
1910. Es werden literarische Texte untersucht, die nicht nur explizit
mit Traumbildern operieren, sondern auch eine traumhafte Atmosphäre
produzieren, in der das Subjekt sich zwischen diesen beiden
Welten bewegt. Die Aufmerksamkeit richtet sich daher primär auf
Texte, die vor Freuds möglichem Einfluss entstanden sind und eine
psychoanalytische Methode eher ausschließen. Das ist eine zentrale
Zielsetzung der vorliegenden Arbeit. Signifikant in den zur Untersuchung
vorliegenden literarischen Texte erscheint auch die Tatsache,
dass sie in einem kulturhistorischen Raum, nämlich in Wien um 1900
entstehen und der zeitgenössische Traumdiskurs nicht selten in einem
Austausch unter Schriftstellerfreunden zirkuliert: Arthur Schnitzler
gilt wohl in diesem Kreis als das Sprachrohr der neuen medizinischen
und psychologischen Errungenschaften, die er unter anderem an
Hofmannsthal und Beer-Hofmann überbringt. Es zeigt sich, dass der
Traumdiskurs der Wiener Moderne nicht einseitig bleibt, sondern von
einer Mannigfaltigkeit in der literarischen Darstellung zeugt.