Triebe, Reize und Signale
Eugen Steinachs Physiologie der Sexualhormone. Vom biologischen Konzept zum Pharmapräparat, 1894-1938
Sonja Walch
Während die Pharmaindustrie in den 1920er Jahren Sexualhormone zu isolieren suchte, setzten Mediziner diese bereits in zahlreichen Therapien wie Drüsentransplantation, Kastration, Sterilisation, Röntgen-, Wärme- oder Elektrotherapie ein. Eugen Steinach war ein ebenso prominenter wie schillernder Akteur, dessen Arbeiten zeitgenössische biologische Konzepte und gesellschaftlich geprägte Körperbilder widerspiegelten, aber auch nachhaltig beeinflussten. Sein Wissen generierte er nicht nur in Tierversuchen im Labor, sondern auch in experimentellen Therapien in seiner ärztlichen Praxis sowie in Kooperation mit der Berliner Pharmafirma Schering; sämtliche Ansätze werden hier erstmals in ihren epistemischen Verschränkungen untersucht. Am Beispiel von Steinachs Forschungen werden zeittypische Experimentalanordnungen, Karriereverläufe und therapeutisches Handeln in der Habsburgermonarchie und der Ersten Republik beschrieben.