Tropfende Laute
Gedichte für Kinder
Karin Appel, Jürgen Schwarz
Woher kommt die Freude an Gedichten?
Meine Freude an Gedichten entdeckte ich schon in der Kindheit. Der erste „Neckvers“, an den ich mich erinnern kann, war:
„Geht ein Mann die Treppe rauf.“ Mutters Finger spazierten an meinem Arm hinauf bis zur Schulter. „Bleibt ein wenig hocken.“ Ihre Finger verweilten dort. „Geht er ein Stück weiter rauf, kommt er an die Glocken.“ Sie „läutete“ an meinem Ohrläppchen. „Klingelingeling, klopfet an.“ Sie klopfte an meine Stirn. „Guten Tag, Herr Nasemann“, sagte sie, indem sie mich an der Nase zupfte.
Ich fand dieses Spiel so schön, dass ich es immer wieder spielen wollte. Später spielte ich es mit unseren Kindern und Enkelkindern.
Außer den kleinen Gedichten der frühen Kinderjahre kannten wir Kinder viele Abzählreime, wie: „Ene mene mu und raus bist du.“ Es gab die Zungenbrecher, wie: „Fischers Fritze fischte frische Fische.“ Wir spielten im Garten, auf der Straße und in den Schulpausen auf dem Schulhof. Es waren Spiele und Gesänge, bei denen wir im Kreis herumliefen und viel Spaß hatten. Sie vereinten Sprache, Gesang, Rhythmus und Bewegung.
In der Schule lernten wir Gedichte auswendig und übten uns darin, sie in der Klasse vor allen Mitschülerinnen vorzutragen.
Heute, im Alter, habe ich Lust bekommen, Gedichte für Kinder und mit Kindern zu schreiben. Das hat mir viel Spaß gemacht.