„… und sogar eine alberne Ordnung ist immer noch besser als gar keine.“
Erzählstrategien in Thomas Manns Roman "Doktor Faustus"
Gerhard Kaiser
„Das Mißraten des Romans kann wohl keinem Zweifel mehr unterliegen , notiert Thomas Mann, nachdem er die Hälfte des Doktor Faustus niedergeschrieben hat. In der Tat manifestiert sich im vieldiskutierten Altersroman gegen den Willen des Autors gleichsam ein „Sieg“ des Stoffes, d.h. der im Roman erzählten Wirklichkeiten, über die ordnende Form. Das vorliegende Buch liefert eine stringente Analyse der komplexen Gestaltung des Erzählaktes im Faustus , den Mann selbst als sein „wildestes Buch“ bezeichnet. Jedoch erst vor dem Hintergrund mentalitätsgeschichtlicher Erörterungen werden jene spezifisch bildungsbürgerlichen Deutungsmuster sichtbar, welche das ambitionierte Ziel des Autors ermöglichen, das individuelle Schicksal eines modernen Künstlers mit dem Schicksal der „deutschen Nation“ und der gesamten Epoche symbolisch zu verknüpfen.