Untersuchung der Kognition bei Patientenmit schubförmiger Multipler Sklerose
Clara Härig
Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche und demyelinisierende Erkrankung des zentralen Nervensystems. Neben typischen körperlichen Symptomen wie Muskelschwäche, Seh- oder Sensibilitätsstörungen können auch neurokognitive Defizite auftreten. Bis zu 70 % der Patienten mit MS weisen kognitive Einschränkungen, wie bspw. Aufmerksamkeitsdefizite, Defizite der Informationsverarbeitungs-geschwindigkeit und des Gedächtnisses auf. Ein Zusammenhang zwischen kognitiven Beeinträchtigungen und der Degeneration tiefer grauer Hirnsubstanz (Deep Grey Matter = DGM) konnte bereits nachgewiesen werden. Funktionelle MRT-Studien zeigten, dass kognitive Störungen bei MS mit einem Anstieg der zerebralen Aktivität und Veränderungen der funktionellen Konnektivität verbunden sind. In dieser Studie untersuchten wir funktionelle Veränderungen in der DGM mit Hilfe einer Aufmerksamkeitsaufgabe bei Patienten mit schubförmig remittierender MS (RRMS) ohne klinisch manifeste kognitive Defizite.
Wir untersuchten 20 Patienten und 15 gesunde Kontrollen. Um neurophysiologische Defizite aufzudecken, wurden der MUSIC-Test, der BDI II und der FSS eingesetzt. Während der fMRT-Untersuchung wurde ein modifizierter Attention-Netwerk-Task (ANT) angewendet, um die kognitive Belastung sowie Aufmerksamkeitsprozesse zu steigern und Aktivitätsunterschiede zwischen den Gruppen darzustellen.
Hauptergebnis dieser Arbeit ist eine verminderte Aktivität in der DGM, genauer in Strukturen des Hippocampus, des Gyrus cinguli anterior (ACC) und des Pallidums, bei RRMS-Patienten in Bezug auf die Aufgabenkomplexität. Die Betrachtung der Reaktionszeit erwies sich als ungeeignet zur Darstellung von funktionellen Unterschieden innerhalb der DGM bei RRMS-Patienten. Die Analyse des ANT zeigte signifikant längere Reaktionszeiten der Patienten sowie eine Zunahme der Reaktionszeiten in Abhängigkeit der Aufgabenkomplexität, was auf eine höhere kognitive Leistung bei komplexen Aufgaben hindeutet. Eine Zunahme der Reaktionszeiten im Verlauf konnte nicht nachgewiesen werden.
Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse veränderte funktionelle Aktivitätsmuster mit einer Abnahme der Aktivität bei Patienten mit RRMS im Bereich der DGM. Folglich treten bei Patienten mit RRMS funktionelle Veränderungen in der DGM auf, bevor kognitive Defizite klinisch manifest werden. Ein Zusammenhang zwischen kognitiver Beeinträchtigung, hierfür sind exemplarisch Aufmerksamkeitsdefizite zu nennen, und Veränderungen der funktionellen Integrität wird vermutet.