Untersuchungen zur Eignung von Suchhunden für das Monitoring von Luchs (Lynx lynx) und Wolf (Canis lupus)
Laura Hollerbach
Großkarnivoren wie Luchs und Wolf haben bereits Teile ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets in Mitteleuropa wiederbesiedelt. Die Luchsvorkommen in Deutschland und der Schweiz erholen sich eher langsam, während sich die Wolfsvorkommen stetig vergrößern. Die Entwicklung der Luchs- und Wolfsvorkommen wird aufgrund geltender Rechtsnormen und wegen eines gesellschaftlichen Interesses im Rahmen von Monitoringaktivitäten beobachtet. Kamerafallen und genetische Analysen von Probenmaterial wie Kot kommen für das Monitoring standardmäßig zum Einsatz, wobei letzteres vor allem für den Luchs schwierig umzusetzen ist, da Probenmaterial schwer zu finden ist. In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, inwieweit sich Suchhunde, die auf das Auffinden von Luchs- bzw. Wolfskot trainiert sind, für das Monitoring dieser Arten eignen. Hierfür wurde der Einsatz von Suchhunden jeweils mit dem Einsatz von Kamerafallen sowie von Haarfallen (Luchs) bzw. Geräten zur Aufnahme von Heulereignissen (Wolf) verglichen.
Für die Luchsstudie wurden im Nationalpark Bayerischer Wald in 44 Rasterzellen von je 4 km2 über vier Wochen in 2017 zeitgleich zwei Suchhundeteams sowie pro Rasterzelle je eine Kamera- und Haarfalle eingesetzt. Mit Kot- und Haarproben wurden genetische Analysen durchgeführt, alle Daten wurden anhand eines „site-occupancy-models“ analysiert. Die Suchhunde erbrachten die größte Anzahl an Artnachweisen von Luchsen (n = 52/Kamerafallen n = 26/Haarfallen n = 3), an Rasterzellen mit Luchsnachweisen (n = 21/Kamerafallen n = 16/Haarfallen n = 2) sowie an einzigartigen Detektionen (n = 14/Kamerafallen n = 8/Haarfallen n = 0), d.h. Rasterzellen, in denen ausschließlich eine der Methoden Luchsnachweise erbrachte. Die Detektionswahrscheinlichkeit basierend auf dem durchschnittlich pro Methode und Rasterzelle betriebenem Aufwand lag bei 0,75 für den Suchhundeinsatz für 10 km Transektstrecke, bei 0,57 für Kamerafallen und 0,11 für Haarfallen für jeweils vier Wochen Einsatzzeit. Der theoretische Minimalaufwand, um in einer von Luchsen genutzten Rasterzelle mit hoher Wahrscheinlichkeit (P = 0,95) einen Luchsnachweis zu erbringen, wurde mit 22 Transektkilometern für die Suchhunde sowie 14 bzw. 98 Wochen für Kamera- bzw. Haarfallen ermittelt. Die Anzahl der Individuennachweise war für Suchhunde und Kamerafallen gleich (n = 26), für Haarfallen lag sie bei n = 2. Kamerafallen detektierten die größte Anzahl unterschiedlicher Luchsindividuen (n = 16/Suchhunde n = 11/Haarfallen n = 2). Der Bruttozeitaufwand (inklusive Passivzeiten) in Tagen pro Art- und Individuennachweis war für den zeitgleichen Einsatz der zwei Suchhundeteams am geringsten (Artnachweis: Suchhunde 0,7/Kamerafallen 1,5/Haarfallen 13,7; Individuennachweis: Suchhunde 1,4/Kamerafallen 1,5/Haarfallen 20,5). Der Suchhundeinsatz war pro Artnachweis etwas günstiger (779 €) als die Kamerafallen (842 €), pro Individuennachweis jedoch teurer (1.558 €) als der Kamerafalleneinsatz (842 €). Der Einsatz der Haarfallen war aufgrund der geringen Nachweiszahl unerschwinglich (3.506 € bzw. 5.260 € pro Art- bzw. Individuennachweis).
Für die Wolfsstudie wurden im Südosten der Schweiz in sieben Seitentälern der Magadinoebene von durchschnittlich 9,8 km2 in 2018 und 2019 in insgesamt vier zweiwöchigen Abschnitten ein Suchhundeteam eingesetzt (über den Gesamtzeitraum kamen drei unterschiedliche Hunde und zwei Hundeführerinnen zum Einsatz). Pro Seitental wurden in beiden Jahren in den Sommermonaten je vier Kamerafallen und ein Audioaufnahmegerät installiert. Mit den Kotproben wurden genetische Analysen durchgeführt, alle Daten wurden anhand eines „site-occupancy-models“ analysiert. Die Kamerafallen erbrachten die höchste Anzahl an Wolfsnachweisen (wahrscheinliche Wolfsfotos wurden inkludiert, n = 104/Suchhunde n = 27/Audioaufnahmegeräte n = 6). Der Suchhundeinsatz erbrachte in der höchsten Anzahl an Seitentälern Wolfsnachweise (n = 5/Kamerafallen n = 4/ Audioaufnahmegeräte n =1) und einzigartige Nachweise (n = 2/Kamerafallen n = 1/ Audioaufnahmegeräte n = 0). Die Detektionswahrscheinlichkeit basierend auf dem durchschnittlich pro Methode und Seitental betriebenem Aufwand lag bei 0,71 für den Suchhundeinsatz für 10 km Transektstrecke, bei 0,99 für den Kamerafalleneinsatz über durchschnittlich 20 Wochen und bei 0,26 für den Einsatz von Audioaufnahmegeräten über durchschnittlich 15 Wochen Einsatzzeit. Der theoretische Minimalaufwand, um in einem von Wölfen genutzten Seitental mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Wolfsnachweis zu erbringen, wurde mit 24 Transektkilometern für die Suchhunde sowie 13 bzw. 148 Wochen für Kamerafallen bzw. Audioaufnahmegeräte ermittelt. Suchhunde erbrachten 12 Individuennachweise von vier unterschiedlichen Wolfsindividuen. Die Daten aus Kamerafallen und Audioaufnahmegeräten konnten nicht für die Individualisierung von Wölfen genutzt werden, die Methoden wiesen aber jeweils eine maximale Anzahl von fünf bzw. zwei Wolfsindividuen gleichzeitig nach. Der Bruttozeitaufwand in Tagen für einen Artnachweis war für Kamerafallen geringer (1,4) als für Suchhunde (2,2) und Audioaufnahmegeräte (20,7). Auch die Kosten für einen Artnachweis waren für Kamerafallen geringer (217 €) als für Suchhunde (917 €) und Audioaufnahmegeräte (3.228 €). Suchhunde ermöglichten als einzige Methode Individuennachweise von Wölfen mit einem Aufwand von 5,0 Tagen und 2.064 € pro Nachweis.
Die Studien zeigen, dass Suchhunde für das Monitoring von Luchs und Wolf geeignet sind, vor allem, wenn als Ergebnis eine hohe Nachweissicherheit und genetische Profile (Luchs und Wolf) bzw. Individuennachweise (Wolf) benötigt werden und wenig Zeit zur Verfügung steht. Kamerafallen konnten mit guten Ergebnissen für das Monitoring beider Arten eingesetzt werden (Wolf nur Artnachweis), während Haarfallen (Luchs) und Audioaufnahmegeräte (Wolf) in Bezug auf Zeitaufwand und Kosten im Zusammenhang mit einer niedrigen Erfolgsrate nicht erschwinglich waren.