Vergangenheitsbewältigung im Fernsehen
Westdeutsche Filme über den Nationalsozialismus in den 1950er und 60er Jahren
Christiane Fritsche
«Kann man Geschichte aus der Glotze lernen?» fragen kritische Beobachter angesichts der großen Beliebtheit, der sich historische Themen in den TV-Programmen erfreuen. Das Leitmedium Fernsehen erweist sich als quantitativ erfolgreichster Vermittler von Geschichte.
Was zunächst erstaunt: Historiker zeigen sich davon in der Regel wenig angetan. Das gilt immer wieder auch für Filme zum Nationalsozialismus. Angesichts dessen ist es verwunderlich, dass der Umgang des (west)deutschen Fernsehens mit der NS-Vergangenheit bislang wenig betrachtet worden ist. Hier setzt die vorliegende Studie ein, indem sie Beispiele aus den 1950er und 60er Jahren untersucht. Das historische Umfeld der Entstehungszeit der Filme gerät dabei ebenso in den Blick wie die Situation zum Zeitpunkt ihrer Ausstrahlung. So wird nicht nur die Arbeitsweise der Produzenten erhellt, sondern auch die Resonanz, auf die die Sendungen stießen.
Damit zeigt die Studie, wie «Vergangenheitsbewältigung» – schon der Begriff ist symptomatisch für das Verhältnis der Bundesrepublik zur jüngeren deutschen Vergangenheit – zu unterschiedlichen Zeitpunkten angegangen wurde.
Es gerät nicht nur die Frage in den Blick, ob das Medium Fernsehen die Gesellschaft beeinflusst oder nur vorhandene Tendenzen aufgreift. Es ist das Spannungsfeld zwischen historischer Situation, zeitgenössischer Sichtweise und aktuellem Gegenwartswissen, das den Gegenstand dieser Arbeit ausmacht.