VerkehrsMachtOrdnung
Zur Kritik des Mobilitätsparadigmas
Gabriel Kuhn
Die Idee der »Automobilität«, die die neoliberal-kapitalistische Gesellschaft zu einem Grundpfeiler ihrer Wirtschaft gemacht hat, prägt seit Jahrzehnten den öffentlichen Raum. Der herrschenden VerkehrsMachtOrdnung, die um das Auto kreist, kann niemand mehr entkommen. Sie zwingt uns, immer weitere und längere Reisen zu unternehmen, während wir gleichzeitig das Gefühl für unsere unmittelbaren Lebenszusammenhänge verlieren.
Das Netzwerk ›Planka.nu‹ [dt.: Umsonstfahren.jetzt] übt scharfe Kritik an den kursierenden Lösungsvorschlägen für die zunehmenden Verkehrsprobleme, die – unter völliger Nichtbeachtung politischer und sozialer Bedingungen – fast ausschließlich technische Lösungen propagieren. Statt die zugrundeliegenden Ursachen zu bekämpfen, wird lediglich an Symptomen herumgeschustert.
Es sind ungewohnte Blickwinkel, aus denen ›Planka.nu‹ auf unser automobildominiertes Mobilitätsparadigma schaut und die Zusammenhänge von Verkehr, Umwelt und Klassengesellschaft hinterfragt. Diese erhellende Kapitalismuskritik, die für Kollektivierung und Organisierung streitet, für eine radikal neue gesellschaftskritische Verkehrs- und Mobilitätsforschung und für vielversprechende soziale und ökologische Alternativen, ist ein unvermindert aktuelles Plädoyer für einen anderen Verkehr in einer anderen Welt.
In Schweden wurde dieses »Manifest, das durch analytische Schärfe, Kenntnisreichtum und einen Respekt einflößenden Willen zur Agitation besticht«, bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Und im Jahr 2014 hat der Schwedische Sprachrat das Wort »Trafikmaktordningen« (so der Titel der Originalausgabe) in die Liste der Wortneuschöpfungen des Jahres aufgenommen.