Verwandelte Ferne
Severin Müller
Im phänomenologischen Blick auf Verkehr, Reise, Fahrt begegnen Bestimmungen, die seit der frühen Neuzeit Mobilitätsarten und ihre Erschließung von Welt kennzeichnen und im Raum der Moderne eine signifikant ausgreifende Form erlangen: so in der Gestaltung von Nähe und Ferne, von Raum und Zeit, in Charakteristika der conditio humana, ihrer Weisen humaner Weltverflochtenheit, der in ihr gegebenen humanen Ausgesetztheit und der ihr verbundenen humanen Auseinandersetzung. Die Bestimmungen zeigen sich im Feld imaginärer Reisen, etwa in Stanislaw Lems astronautischen Weltfahrten, auf eine Weise, die als phantastische Fortführung und Erweiterung ihrer gängigen Bedeutung gefasst werden kann. Andererseits gelangen in der gängigen Mobilität von Verkehr, Fahrt, Reise imaginative Elemente ans Licht – eingelagert in Leistungen technischer Konstruktion und arbeitsmäßiger Planung, in Vorgängen vorstellungsmäßiger Näherung des Fernen, in der Imagination anzustrebender Gegenden, in Mobilisierung von Aufbruch und Ausfahrt zu anderen Orten.
Das Zu- und Miteinander von Imagination und Bewegung macht deutlich, wie sehr der Bewegungsart von Fahrt und Reise in Aufbruch und Überschritt die Bewegungsweise phantastischer Imagination entspricht. Nicht zuletzt: Die Imaginationen phantastischer Ausfahrt bekunden eine Ausspannung humanen Selbst- und In-der-Welt-seins, die auch gängige Fahrten antreiben mag und so im Feld der Phantasie die conditio humana in ihrer Formation und ihren Weltbezügen exemplarisch zum Ausdruck bringt.