Virale Wissenschaft
Über die Grenzen verständlicher Forschung
Patricia Gwozdz
Wissenschaft ist nicht für die Öffentlichkeit gemacht. Wissenschaft muss nicht verständlich sein. Sobald Wissenschaft öffentlich verständlich ist, ist sie keine Wissenschaft mehr. Sie wird zum Virus, der den Geist infiziert: eine virale Wissenschaft des populären Geistes.
In ihrem Essay diskutiert Patricia Gwozdz die Strategien populärer Wissenschaftskommunikation von Covid-19 in den Sozialen Medien von YouTube bis Instagram und analysiert dabei die soziologischen Mechanismen des naturwissenschaftlichen Feldes. Im Zentrum der Analysen steht die These, dass Wissenschaftspopularisierung als Kommunikationsstrategie in der Geschichte des Feldes bereits Teil der Wissenschaftsgeschichte gewesen und nicht ausschließlich im journalistischen Feld zu verorten ist.
Sie erzählt vom Ursprung der Wissenschaft(en) durch öffentliche Selektion im internationalen Vergleich und stellt sich die Frage, wie Selektion mediensoziologisch funktioniert und welche Rückwirkungen auf das Feld der Wissenschaft beobachtbar sind. Wie viel Verständlichkeit naturwissenschaftliches Wissen überhaupt verträgt, wird im Hinblick auf die Ikonen populärer Wissenschaftskommunikation (u.a. MaiLab) untersucht.
Die Rückblicke quer durch die Geschichte öffentlicher Wissenschaft zeigen dabei, dass Popularisierung in all ihren seriös-sachlichen bis unterhaltend-pädagogischen Spielarten nichts anderes war als die beste aller möglichen Formen, um für Wissenschaft zu werben: Science goes Pop – everywhere, anytime, all at once!