Vishnus Weltentraum.
Geheimnisse des Indienschrankes in der Kunst- und Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen.
Aletta Leipold
Die barocke Kunst- und Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen wurde 1698 für den Realienunterricht an den Schulen August Hermann Franckes angelegt. Von 1736 bis 1741 wurde sie von dem Altenburger Kupferstecher Gottfried August Gründler einer neuen Ordnung und Gestaltung unterzogen. Sie gibt einen lebendigen Einblick in den Wissenskosmos des Barock: über 3.000 Naturalien, Kuriositäten und Artefakte aus aller Welt sind in den originalen und teils reich verzierten Sammlungsschränken angeordnet. Viele der vorhandenen Objekte gehen auf die weltweiten Beziehungen der Franckeschen Stiftungen zurück.
Die Kontakte nach Indien bestehen seit 1706 als die ersten protestantischen Missionare Tranquebar erreichten. Im Zuge dieser Mission kamen nicht nur ca. 260 tamil- und telugusprachige Manuskripte ins Palmblatthandschriftenarchiv der Franckeschen Stiftungen, sondern auch wertvolle Kulturzeugnisse in die Kunst- und Naturalienkammer. Diese wurden dort in einem eigenen Schrank, dem sogenannten Indienschrank, aufbewahrt und können noch heute besichtigt werden.
Diesem Schrank, seinem Inhalt, den Göttern der wichtigsten Exponate (Shiva und Vishnu) sowie in einem kurzen Ausblick der Lebenswelt der Tamilen und deren Wahrnehmung durch die Missionare widmet sich die Arbeit von Aletta Leipold.