Vom Ende einer qualvollen Therapie im Streckverband
Knochenbruchbehandlung gestern und heute
Eugen Hermann Kuner
Das Werk setzt sich mit Behandlungsverfahren auseinander, wie sie noch bis in die
zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts hinein beim Schenkelhals- und Oberschenkelbruch,
bei Kiefer-, Wirbelsäulen- und Beckenfrakturen zur Anwendung kamen. Um eine
knöcherne Heilung zu erzielen, musste der Verletzte mit einem Schenkelhalsbruch über
Wochen oder Monate hinweg auf dem Rücken in einem Streckverband im Krankenhaus
liegen. Die qualvolle Behandlung war oft mit schweren, gar tödlichen Komplikationen
verbunden. Eine knöcherne Bruchheilung war unter diesen Bedingungen nicht sicher.
Heute kann man sich solche Verfahren kaum mehr vorstellen. Neu entwickelte Methoden
stießen jedoch immer wieder auf Ablehnung. Elementare Voraussetzungen für eine solide
operative Behandlung fehlten vollständig, es gab keine fundierten Kenntnisse über
die Heilungsvorgänge und viele Versuche endeten daher nicht selten in einem Desaster.
Im Laufe von Jahrzehnten sollte es aber trotz autoritärer Widerstände gelingen, einen
Paradigmenwechsel herbeizuführen. Es gehört zur ärztlichen Verantwortung, eine
Therapie, welche mit so schwerwiegenden Komplikationen belastet ist, auf den Prüfstand
zu stellen – gerade dies ist ureigenste ärztliche und ethische Aufgabe. Aufgrund eigener,
noch selbst erlebter derartiger Behandlungen hat der Autor die Literatur unter diesem
Aspekt studiert und wollte erfahren, welche Wege von den Pionieren hier beschritten
wurden, um diesen nur schwer erträglichen Behandlungsverfahren ein Ende zu bereiten.
Über die historische Aufarbeitung hinausgehend ist die Kenntnis der vielen Fehlschläge
von bleibender Bedeutung auch für künftige Entwicklungen.
Prof. Dr. med. Eugen H. Kuner wurde 1932 in Lörrach geboren.
Aufgewachsen und Grundschule in Wehr/Baden. Abitur 1953 am humanistischen
Gymnasium des Jesuiten Kollegs St. Blasien. Studium der Medizin in Heidelberg,
Basel, Wien und Freiburg. 1960 medizinisches Staatsexamen und Promotion zum
Doktor med. in Freiburg und dort auch 1970 Habilitation.
Weiterbildung zum Facharzt für Chirurgie bei den Professoren Weisschedel in
Konstanz, Martin Allgöwer in Chur, Robert Schneider in Grosshöchstetten und
Hermann Krauß in Freiburg. Facharzt für Chirurgie 1968 und danach für Unfallchirurgie.
1968–1969 Oberarzt an der Chirurgischen Universitätsklinik in
Tübingen bei Professor Koslowski. 1969 Berufung auf die Stelle des Abteilungsleiters
der neuen Abteilung für Unfallchirurgie und später als Ordinarius
bis Oktober 1997. Seit 15. Oktober 1997 emeritierter Professor der Albert-
Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau. Ehrenmitglied der Deutschen
Gesellschaft für Unfallchirurgie, der Ungarischen Gesellschaft für Traumatologie
sowie AOTrauma Deutschland.