Vom Kriege
Carl Clausewitz
Es wird mit Recht befremden, daß eine weibliche Hand es wagt, ein Werk von solchem Inhalt
wie das vorliegende mit einer Vorrede zu begleiten. Für meine Freunde bedarf es hierüber
keiner Erklärung, aber auch in den Augen derer, die mich nicht kennen, hoffe ich durch die
einfache Erzählung dessen, was mich dazu veranlaßte, jeden Schein einer Anmaßung von mir
zu entfernen.
Das Werk, dem diese Zeilen vorangehen sollen, hat meinen unaussprechlich geliebten, mir
und dem Vaterlande leider zu früh entrissenen Mann während der letzten zwölf Jahre seines
Lebens fast ausschließend beschäftigt. Es zu vollenden, war sein sehnlichster Wunsch, aber
nicht seine Absicht, es während seines Lebens der Welt mitzuteilen; und wenn ich mich
bemühte, ihn von diesem Vorsatz abzubringen, gab er mir oft, halb im Scherz, halb aber auch
wohl im Vorgefühl eines frühen Todes, zur Antwort: »Du sollst es herausgeben.« Diese
Worte (die mir in jenen glücklichen Tagen oft Tränen entlockten, sowenig ich damals geneigt
war, ihnen eine ernsthafte Bedeutung unterzulegen) sind es nun, die es mir nach der Ansicht
meiner Freunde zur Pflicht machen, den hinterlassenen Werken meines geliebten Mannes
einige Zeilen vorauszuschicken; und wenn man auch hierüber verschiedener Meinung sein
kann, so wird man doch das Gefühl gewiß nicht mißdeuten, das mich veranlaßt hat, die
Schüchternheit zu überwinden, welche einer Frau jedes auch noch so untergeordnete
Auftreten der Art so sehr erschwert.