Vom Leid zum Lied
Friedrich Huch: Enzio, Jakob Wassermann: Das Gänsemännchen und Karl May: Der Weg zum Glück. Musik im Roman (2)
Wolfgang Molkow
Drei Geschichten um Künstlerschicksale – eine tragische, eine fast tragische mit versöhnlichem Ausgang und eine unfreiwillig komische mit Happy End. Letztere geht den beiden anderen Jahrzehnte voraus: 1886, im Sterbejahr des Bayernkönigs Ludwig II. und dessen Andenken gewidmet, entsteht Karl Mays 2616-seitiger Kolportageroman über eine Sennerin, die auf abenteuerlichen Umwegen zur Sängerin wird.
In Friedrich Huchs Roman Enzio dagegen ist der Held, obgleich mit Talent und Schönheit gesegnet, nicht lebensfähig, weil er nach dem Modell Oscar Wildes sein Talent an die Kunst, sein Genie an das Leben verschwendet. Ähnlich grausam wird dem Musiker Daniel Nothafft in Jakob Wassermanns Nürnberg-Roman Das Gänsemännchen mitgespielt. „Kunst ist ein Moloch; sie frisst Seelen“ – sagt der Autor angesichts der Leiden seines Parzivals der Töne.