Vom Trümmertheater zur Experimentierbühne der ´68er
Das Münchner Marionettentheater Kleines Spiel in biografischen Annäherungen
Uta Simons
Im Sommer 1945 spielt eine Gruppe von Studenten in den Ruinen Münchens Marionettentheater für ein erwachsenes Publikum. Peter Auzinger stammt aus einer namhaften Künstlerfamilie und hat bereits als Kind bis in den Krieg hinein mit seinen Freunden Theateraufführungen gegeben. Als er beim Aufbau des Theaters vom Baugerüst in den Tod stürzt, verwirklichen die Freunde seinen Traum: Das Kleine Spiel eröffnet mit amerikanischer Spiellizenz am 7.2.1947, noch wenige Tage vor den Münchner Kammerspielen und spielt seit nun 75 Jahren.
In der Glanzzeit der 50er/60er Jahre spielen junge, bald bekannte Künstler, Musiker, Autoren und Theatermacher wie Tankred Dorst, Ursula Ehler, Wilhelm KiIlmayer und Beppo Ott zusammen mit bald namhaften Wissenschaftlern Marionetten. Unter den Puppenspielern sind künftige Verlagsleiter großer Literaturhäuser und Pressemagazine.
In 50 ersten Interviews mit Mitspielern und Angehörigen wird die Gründergeneration des Theaters bis hinein in die 1968er porträtiert.
In ihren Berichten spiegelt sich nicht nur die Entwicklung des Genres Figurentheater, sondern auch die Entwicklung der jungen Bundesrepublik.