Von der Epistemologie zur Ontologie
Martin Heideggers Hermeneutik der Freiheit im Diskurs mit Immanuel Kant
Marcin Rebes
Freiheit verweist auf eine der wichtigsten Erfahrungen, die der europäischen Kultur zugrunde liegen, und ist eines der bestimmenden Merkmale menschlichen Handelns überhaupt. Sie wird zumeist auf mehrdeutige Weise mit Begriffen wie Souveränität, Spontaneität, Unabhängigkeit in Zusammenhang gebracht. Was aber ist sie tatsächlich?
Sowohl Kant als auch Heidegger stellen die Frage nach der Freiheit. Kant erblickt Freiheit durch das Prisma der begrenzten menschlichen Erkenntnis und ihrer Quelle in der Moral. Kennzeichnend für diesen Ansatz ist das synthetische Urteil a priori. Demgegenüber konzentriert sich Heideggers Kritik der Metaphysik auf die Frage nach dem Sein selbst, auf die Ontologie. In Auseinandersetzung mit Kant und dem Neukantianismus versucht er – wie es schon die Neukantianer forderten, die den Dualismus in Kants Werken überwinden wollten –, Erkennen und das Moralische miteinander zu verbinden, indem er die Einheit von dem, was ist, und dem, was sein soll, aufzeigt. In diesem Sinne stellt Heidegger fest, dass der Mensch nicht Freiheit hat, sondern Freiheit ist. Sie bildet sich in ihm in seinem Verhältnis zu seinem Sein.
Die Studie des Autors zielt nicht darauf ab, den Freiheitsbegriff beider Denker zu vergleichen, sondern die Bestimmung der Freiheit bei Kant aus der Perspektive von Heideggers Denkens in Auseinandersetzung mit Kant aufzuzeigen. Für Heidegger spielte Kants Philosophie eine wichtige Rolle, indem er Kant einer Relektüre unterzog, die seine Bedeutung für die zeitgenössische Philosophie aufwies. Das Buch ist der Versuch, die Werke beider Denker direkt miteinander zu konfrontieren.