Von Hegel zu Hitler?
Geschichte und Kritik eines Zerrbildes
Erdmute Brielmayer, Domenico Losurdo
Nach der Katastrophe des Nazismus wurde von Autoren wie Karl Popper eine Kontinuitätslinie von Hegel bis Hitler behauptet. Dies erweist sich bei sachgerechter historischer Rekonstruktion als bloßer Mythos. Die nazistische ‚Blut und Boden‘-Ideologie steht in absolutem Gegensatz zur Philosophie Hegels. Sie findet ihre Synthese in der Kategorie der ‚Untermenschen‘, die dazu ausersehen sind, als Sklaven im Dienst der ‚Herrenrasse‘ zu arbeiten oder vernichtet zu werden. Für Hegel dagegen ist die Sklaverei das ‚absolute Verbrechen‘ und wird die Überwindung von Diskriminierungen nach ‚Rasse‘, Kaste, Klasse oder jeder anderen Art zum Leitfaden der Weltgeschichte. So war es denn nur konsequent, wenn ein ideologischer Wegbereiter und Begleiter des Faschismus wie Carl Schmitt formulierte, mit der Machtübernahme Hitlers sei ‚Hegel gestorben‘. Mit Hegel rehabilitiert Losurdo einen Philosophen, der unvermeidlicher Bezugspunkt jener Denktradition ist, die die Welt zu verstehen und zu verändern trachtet.