«Von Liebesglück und Herzeleid»
Drei lyrische Zyklen von Gottfried Keller
Elisabeth Lott-Büttiker
Gottfried Kellers , seine Gedichtreihe und die umspielen das Thema der Liebe immer neu, aber je anders. Die drei Zyklen bezeugen die Experimentierfreude und Produktionslust des jungen Dichters und Autodidakten, der, nach literarischen Mustern suchend, bei Klassikern, Romantikern und Jungdeutschen Anleihen macht, gewandt die Volkslieddichtung imitiert und sich zur Abwechslung in orientalischen Strophenformen übt. In dieser an Variation reichen Poesie ist manche Gestalt der späteren Epik Kellers ansatzweise zu erahnen. Dazu kommt, daß der Zürcher, immer wieder durch eigene Liebeserfahrungen zum Reimen angeregt, nicht nur Erlebtes verdichtet, sondern auch dichtet, um zu erleben: Die Lyrik eröffnet dem in Liebessachen mehrfach Enttäuschten nämlich die Möglichkeit, sein persönliches «Herzeleid» zu verarbeiten und so zu bewältigen; gleichzeitig erlaubt sie ihm, ein erträumtes und damit irreales «Liebesglück» in phantastischer Weise auszukosten.