Walter Rossow (1910-1992)
„Die Landschaft im Bewußtsein der Öffentlichkeit“
Andrea Koenecke
Walter Rossow, neben seiner planerischen Tätigkeit Hochschullehrer in Berlin und Stuttgart, hat 1991 dem Baukunstarchiv der Akademie der Künste, Berlin, seinen umfangreichen beruflichen Nachlass übergeben. Für die Erforschung der jüngeren Professionsgeschichte der Landschaftsarchitektur stellen derartige, in ihrem Kontext erhaltene Archivalien eine aufschlussreiche Quelle dar. Ergänzt um Literaturstudien und Zeitzeugengespräche bilden sie die Grundlage der vorliegenden Arbeit.
Im Fokus dieses Bandes stehen das öffentlichkeitsbezogene Wirken und die fachliche Positionierung Rossows – in den Debatten der ersten Nachkriegsjahre, im Aufbau der Bundesrepublik und im Zuge des Wandels planerischer und gesellschaftlicher Leitbilder. Frühe fachliche und politische Orientierungen Rossows werden dabei deutlich, sein Eintreten für einen sachlichen, von ideologischen Überformungen befreiten Landschaftsbegriff, für vorausschauende Planung mit dem Ziel, die natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen zu erhalten. Die Interbau Berlin 1957, die Werkbundtagung 1959 in Marl mit der darauf folgenden Kampagne gegen die „Große Landzerstörung“ und weitere Aktivitäten werden in ihren Bezügen auch zu zeitgleichen Veranstaltungen wie den Naturschutztagen oder der „Grünen Charta von der Mainau“ untersucht. Angesichts des zunehmenden Flächenverbrauchs und der Gefährdung natürlicher Ressourcen geht es um eine Suche nach planerischen Strategien, um die Aktivierung der Öffentlichkeit und letztlich um ein engagiertes Eintreten für eine demokratische Baukultur.