Wandel der Werte und Erziehungsziele in Deutschland
Eine soziologisch-empirische Bestandsaufnahme der gegenwärtigen gesamtgesellschaftlichen Situation mit Schwerpunkt auf Schule und Familie im Kontext des 20. Jahrhunderts
Elisabeth Höhn
Das zurückliegende Jahrhundert hat mehr als alle Epochen zuvor die unserem Verhalten zugrunde liegenden Werte nachhaltig verändert. Allgemein wird von einem Verfall der Werte gesprochen. Gemeint ist damit der offenkundige Zerfall der früher vorherrschenden Pflicht– und Ordnungswerte zugunsten der heute dominierenden Genuss– und Selbstverwirklichungswerte. Diese Entwicklung räumte zum einen auf mit überkommenen Strukturen einer patriarchalisch geprägten Vergangenheit und bewirkte zum Beispiel die uns heute selbstverständliche rechtliche Gleichstellung der Frau in Gesellschaft, Beruf und Familie sowie eine mehr auf die Bedürfnisse des Kindes eingehende Erziehung in Schule und Familie. Zum anderen bereitete sie aber auch den Boden für die heute vielfach beklagten Missstände wie Zunahme von Gewaltbereitschaft, Suchtverhalten sowie Disziplin– und Leistungsdefiziten. Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick über die Wertentwicklung der letzten 100 Jahre mit einem Schwerpunkt auf der gegenwärtigen Situation. Abgerundet werden die theoretischen Untersuchungen durch Interviews der Verfasserin mit Schulleitern, Lehrern und Schülern.