Wege zum Weihnachtsoratorium
Rekonstruktionen im Mittelgrund
Markus Lepper
Obwohl das Weihnachtsoratorium von J. S. Bach wohl zu seinen populärsten Schöpfungen zählen dürfte, wird es in der musiktheoretischen Literatur erstaunlicherweise nur wenig beachtet. Dabei handelt es sich bei näherer Betrachtung um ein komplexes und höchst streng durchkomponiertes Werk mit einer hohen logischen Disposition.
Diese Arbeit versucht mit Hilfe diverser mathematischer Methoden die Entwicklung eines hypothetischen Konstruktionsprozesses nachzubilden, um gleichzeitig neue Wege der musikanalytischen Durchdringung einer gehaltvollen Komposition aufzuzeigen. Dabei werden historische Fakten, biographische Bezüge, relevante Aspekte der Aufführung und Rezeption sowie kompositorisch-ästhetische Fragestellungen umfassend in die Werkbetrachtung integriert. Eine Besonderheit des Analyseverfahrens ist die modellhafte »Mittelgrund-Rekonstruktion«, die als eine exemplarische
und übergreifende Orientierungshilfe beim Verstehensprozess komplexer Werke dienen kann.